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Wenn die Venen krank werden

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Rund 80 % der westlichen Bevölkerung hat irgendeine Form der Krampfadernerkrankung. Univ.-Prof. Dr. Stanislava Tzaneva zeigt im Interview auf, wie Venenerkrankungen erkannt und behandelt werden können. 

Univ.-Prof. Dr. Stanislava Tzaneva

Oberärztin an der Abteilung für Allgemeine Dermatologie, Venenambulanz und Phototherapie Ambulanz

Was versteht man unter Venenerkrankungen? 

Wir unterscheiden zwischen Erkrankungen des tiefen und des oberflächlichen Venensystems. Letztere treten als chronisch venöse Erkrankungen oder Krampfadern viel häufiger auf. Ihnen zugrunde liegt zumeist eine genetische Schwäche des Bindegewebes in die Venenwände und die Venenklappen. Zusätzlich gibt es noch andere Risikofaktoren, die sowohl das Auftreten als auch den Verlauf von chronisch venösen Erkrankungen beeinflussen. Dazu zählen neben das Alter, Übergewicht, Schwangerschaften, sowie stehende und sitzende Tätigkeiten.  

Welche Symptome haben Menschen mit Venenerkrankungen? 

Neben den typisch geschlängelten Venen können Patient:innen Beschwerden wie Ziehen, Brennen, Krämpfe, Jucken, Schweregefühl, und auch Schmerzen haben. Liegen im weiteren Verlauf auch Hautveränderungen wie Rötungen, Schwellungen, Verdickung und Pigmentierung der Haut vor, ist es höchste Zeit Spezialist:innen aufzusuchen. Im letzten Stadium kann es bei chronisch venösen Erkrankungen zu schwer heilenden Wunden kommen. Außerdem kann es Komplikationen geben wie eine oberflächliche Venenentzündung, die zu einer tiefer liegenden Venenthrombose übergehen kann, womit auch das Risiko für eine Lungenembolie steigt. Andere Komplikationen sind Blutungen oder infizierte Wunden. 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es unter Berücksichtigung internationaler Richtlinien? 

Die internationalen Guidelines sehen zunächst Basismaßnahmen vor. Dazu zählen Übungen zur Aktivierung der Waden- und Sprunggelenkspumpe, Gewichtsreduktion beim Übergewicht, Kompressionsbehandlung meistens mittels Strümpfe, sowie Medikamente, die den Rückfluss aus den Beinen unterstützen und eine antientzündliche Wirkung haben. Wenn es zusätzlich notwendig wird, können Eingriffe durchgeführt werden. Hier gibt es drei Gruppen: erstens, das klassische Venenstripping, das heute nur mehr selten durchgeführt wird; zweitens, minimalinvasive Methoden, bei denen meistens mit Hitze Venen verschlossen werden und die den höchsten Empfehlungsgrad bei Stammvenen haben; und drittens, Sklerosierungen mit Flüssigkeit oder Schaum, wobei sich diese Methode besonders gut für oberflächlich in der Haut gelegen Krampfadern eignet. Die Behandlungen müssen jedenfalls immer an die Patient:innen individuell angepasst werden. 

Werden wir in Zukunft mehr Venenerkrankungen sehen? 

Ja, denn unsere Bevölkerung wird immer älter. Gleichzeitig machen wir immer weniger Bewegung. Daher mein Appell, um Venenerkrankungen vorzubeugen: Machen Sie viel Bewegung, halten Sie ein normales Gewicht, achten Sie auf eine gesunde Ernährung mit ausreichend Flüssigkeitszufuhr und hören Sie mit dem Rauchen auf! Und falls Sie Krampfadern und Beschwerden haben, lassen Sie diese beim Spezialisten abklären um einen Übergang zu einem späteren Stadium zu verhindern. 

Krampfadern so früh wie möglich behandeln lassen

Credits: ZVG

Stefan Karner ist 34 Jahre alt, Monteur und ständig auf den Beinen. Heuer hat er sich eine Krampfader veröden lassen – und mit dieser Entscheidung ist er absolut zufrieden. 

Sie haben sich heuer erfolgreich eine Krampfader behandeln lassen. Welche Beschwerden haben dazu geführt? 

Aufgefallen ist mir die Krampfader bereits als ich 20 Jahre alt war. Über die Jahre hat sich die Vene dann aber vom Unterschenkel über den Oberschenkel bis hinauf zur Leiste gezogen – eine richtig große Krampfader eben! Ich hatte zwar keine wirklich starken Beschwerden, spürte die Vene dennoch immer. Im linken Bein war alles schwer und es hat gespannt. Im Schlaf hat meine Wade dann öfters gekrampft. Schließich ist dann noch ein Ausschlag auf der betroffenen Stelle aufgetreten und nie mehr wirklich gut geworden. 

Waren Krampfadern für Sie auch ein ästhetisches Problem? 

Auf jeden Fall war es für mich auch ein optisches Problem. Sicher, ich hatte auch Beschwerden, aber wenn man im Sommer ins Freibad geht, fühlt man sich einfach beobachtet. Man denkt, jeder würde genau auf die Krampfadern schauen. Als 20-Jähriger hat mich das schon sehr gestört. Heuer habe ich schließlich einen Eingriff durchführen lassen. 

Wie hat sich Ihr Leben nach dem Eingriff verändert? 

Der Eingriff fand ambulant statt und wurde ohne Narkose durchgeführt. Die betroffene Vene wurde mit Schaum verödet. Die Vene löste sich dann nach und nach auf und wurde zu Bindegewebe. Nach dem Eingriff war ich lediglich einen Tag im Krankenstand und ging dann mit einem Stützstrumpf wieder arbeiten. Heute ist der Ausschlag ebenso weg wie der Juckreiz und die Krämpfe.   

Welche Empfehlungen haben Sie denn für andere Menschen, die auch an Krampfadern leiden? 

Lassen Sie sich so früh wie möglich behandeln! Ich habe es lange hinausgezögert, was keinen Sinn macht! Außerdem sollte man auf Alkohol und Rauchen verzichten, sowie auf Nahrungsmittel, die viel Cholesterin beinhalten, denn das verklebt die Vene zusätzlich. Viel Bewegung und bewusster Beinsport, wie etwa Schwimmen, Wassergymnastik, Wandern und Radfahren, sind förderlich – das haben auch die Ärzte empfohlen.  

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