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Drei Lebenswege mit Diabetes

Foto: Shutterstock

Die Diagnose Diabetes trifft die meisten Betroffenen unvorbereitet und mitten im Leben. Der Weg, damit umzugehen und sich davon nicht den Alltag bestimmen zu lassen, ist aber oft sehr unterschiedlich.

Wann kam die Diagnose und wie ging es Ihnen kurz danach?

Leonie Baumgartner (16): Ich habe die Diagnose Diabetes (Typ 1) mit neun Jahren bekommen und habe damals als Kind natürlich überhaupt nicht gewusst, was da auf mich zukommt und was das jetzt bedeutet. Auch in meiner Familie gab und gibt es keine bekannten Fälle und so war das auch für meine Eltern eine völlig neue Situation und Herausforderung. Unser Hausarzt hat uns nach der Diagnose zu einem Spezialisten überwiesen und dann hat alles seinen Lauf genommen.

Gabi Haller (61): Ich habe die Diagnose Diabetes im Jahr 1966 als Kind bekommen und war mir der Tragweite natürlich überhaupt nicht bewusst. Damals war die Messung noch über den Harn und sehr unexakt, ich war oft von Unterzuckerungen betroffen. Für meine Eltern war das auch eine sehr schwere Zeit, auch finanziell. Mittlerweile kann ich sagen, dass zwischen Diabetes damals und heute Welten liegen.

Kai Michael Weber (35): Ich habe die Diagnose Diabetes 2005 bekommen, da war ich 19 Jahre alt. Zu Beginn war das für mich kein großes Thema. Ich hab bei meinem Großvater, der auch Diabetiker war, gesehen, dass man damit gut leben kann. Aber der Unterschied war: Er hat sich streng ans Messen und Spritzen gehalten. Ich mich zu Beginn nicht. Ich dachte, das geht auch so – und das war mein Fehler.

Was haben Sie seitdem verändert, und vor allem, wie viel haben Sie dazugelernt?

Leonie Baumgartner (16): Ich habe durch die Diagnose Diabetes gelernt, meinen Körper besser zu spüren, für mich selbst ein besseres Gefühl zu entwickeln. Ich höre auf das, was mir mein Körper sagt und ich achte auch bewusster auf meine Bedürfnisse. Und auch meine Eltern sind rasch Diabetes-Experten wider Willen geworden.

Gabi Haller (61): Als Jugendliche wollte ich Diabetes verbergen. Ich hab die Krankheit versteckt, habe nicht darüber gesprochen. Ich wollte kein Mitleid. Und daher hab ich mich auch nicht genug daran gehalten. Mit 35 Jahren bin ich leider erblindet, aber durch meinen Blindenführhund kann ich mein Leben sehr gut meistern. Und mit der Zeit lernt man auch seinen Körper viel besser kennen.

Foto: Gabi Haller mit Blindenhund | Credits: ZVG

Kai Michael Weber (35): Nach einigen Krankenhausaufenthalten habe ich dann begonnen, an mir zu arbeiten und meine Einstellung zur Krankheit zu ändern. Ich habe mich eingelesen, habe mich mit der Krankheit beschäftigt. Dank eines Freundes aus der Branche bin ich dann Teil einer Insulinpumpen-Studie an der Uni Innsbruck geworden. Das hat mein Leben grundlegend verändert. Und seit gut zwei Jahren habe ich mein Diabetes so gut im Griff, dass es zum stillen Begleiter wurde.

Wie schaffen Sie es, Diabetes ins Leben zu integrieren und sich nicht davon das Leben vorgeben zu lassen?

Leonie Baumgartner (16): Meine Eltern und vor allem auch ich haben in unserer Lebensweise nicht großartig etwas geändert. Natürlich beobachte ich meinen Zuckerwert am Handy ganz genau und an die regelmäßigen Insulinspritzen musste ich mich anfangs erst gewöhnen. Als ich jünger war, haben das meine Eltern übernommen, mittlerweile habe ich das selbst gut im Griff. Aber mein Leben lasse ich mir von meinem Diabetes sicher nicht bestimmen. Ich lebe mit dem Diabetes, versuche aber trotzdem, meine Ziele zu verfolgen und mein Leben zu genießen.

Gabi Haller (61): Ich habe mich vom Diabetes nie bremsen lassen. Ich bin ehrenamtlich engagiert, habe viel aus meinem Leben gemacht und ich habe auch nicht vor, kürzer zu treten. Ich bin viel am Berg unterwegs, alleine mit meinem Hund, und habe meinen Zuckerwert mit meinem Handy immer im Blick. Nach so langer Zeit ist der Diabetes mein Begleiter geworden – aber mein Leben lass ich mir davon nicht bestimmen.

Kai Michael Weber (35): Wichtig ist, sich an die Regeln zu halten und den Diabetes ernst zu nehmen. Wenn man das tut, kann man sein Leben ganz normal leben wie jeder andere auch. Durch die intensive Beschäftigung mit der Krankheit habe ich gelernt, ihre Mechanismen und ihre Eigenarten zu verstehen. Das erleichtert den Umgang damit sehr.

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