Home » News » CED und Pandemie: Kein Grund zur Panik
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Pandemie und Lockdown haben die Betreuung von Patient:innen mit chronischen Erkrankungen erschwert. CED-Expertin Sonja Gassner spricht mit uns über Herausforderungen und Voraussetzungen einer erfolgreichen Therapie.

Dr. Sonja Gassner

Oberärztin an der Universitätsklinik
für Innere Medizin I Salzburg, mit Gastroenterologie-Hepatologie, Nephrologie, Stoffwechsel und Diabetologie
Foto: SALK

Wie hat sich der Lockdown auf die Betreuung der Patient:innen ausgewirkt?

Patient:innen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) haben natürlich viel häufiger Arzttermine als andere Patient:innen. Man kennt die Patient:innen darum recht gut und kann bereits aus ihrem Auftreten herauslesen, wie es ihnen geht. Das ist natürlich mit dem Umstieg auf Telemedizin vielfach weggefallen. Zum Glück konnte ich aber Patient:innen mit akuten Verläufen weiterhin in der Praxis empfangen. Vor allem bei jenen, die schon in stabiler Remission waren, hat sich der Umstieg auf Telemedizin aber bewährt und ist für aktiv im Berufsleben Stehende eine willkommene Alternative.

CED-Patient:innen galten aufgrund der medikamentösen Unterdrückung des Immunsystems als COVID-19-Risikogruppe. Wie geht man damit um?

Viele meiner Patient:innen waren, auch aufgrund der Berichterstattung, sehr verunsichert, obwohl die Datenlage noch sehr dünn war. Mittlerweile wissen wir, dass CED-Patient:innen bei COVID-19 nicht im Vordergrund stehen, auch wenn sie prinzipiell zu den Risikopatient:innen gehören. Aufgrund der Erkrankung sind Patient:innen insgesamt anfälliger für Ängste, weshalb es wichtig war, da frühzeitig mit persönlichen Gesprächen entgegenzuwirken. Das Schlimmste wäre es nämlich, eine immunsuppressive Therapie abzusetzen und einen Schub zu riskieren. Der ist dann wesentlich wahrscheinlicher als eine t-Erkrankung mit schwerem Verlauf.

Wie hat die Impfung die Situation verändert?

Der Umstand, dass ich meine Patient:innen früh und selbst impfen konnte, hat sicherlich dabei geholfen, Ängste abzubauen. Was ich nicht mache, ist jetzt nach der Impfung die Anzahl der Antikörper zu bestimmen, denn es ist nach wie vor nicht klar, wie viele Antikörper man braucht. Wir wissen jedoch mittlerweile aus Studien, dass nahezu alle Patient:innen eine Immunantwort haben, die sie vor schweren Verläufen schützt.

Was darf ich meinen behandelnden Arzt/meine behandelnde Ärztin alles fragen?

Meine Patient:innen können mich prinzipiell alles fragen. Da spiele ich auch gern Hausärztin. Es ist besser, sie fragen mich als niemanden oder im schlimmsten Fall „Dr. Google“. Es braucht eine vertrauensvolle und kompetente Umgebung für die Behandlung der Krankheit, um möglichst viele Fragen beantworten zu können.

Wie kann man erfolgreich mit einer chronischen Erkrankung wie CED umgehen?

Nachdem man Frust und auch Wut ausgelebt hat, geht es darum, die Krankheit zu akzeptieren. Wir können sie nicht heilen, aber das Leben besser machen. Die Patient:innen sollten sich mit der Krankheit und ihrer Therapie beschäftigen, denn diese kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Patient:innen auch wirklich mitmachen: Das heißt, Medikamente regelmäßig zu nehmen und auch früh genug auf Nebenwirkungen oder Verschlechterungen aufmerksam zu machen. Genauso wichtig ist es, auf die Ernährung zu achten und aktiv auf Stressreduktion hinzuarbeiten. Ernährung und das Leben als Ganzes müssen bei so einer Erkrankung einfach zusammenpassen.

Haben Sie Patient:innen, denen das besonders gut gelingt?

Ich betreue seit etwa zehn Jahren einen jungen Mann, der im Grunde völlig austherapiert war, als er zu mir kam. Er war extrem leistungsorientiert, sowohl im Beruf als auch beim Freizeitsport. Für die Ernährung blieb da wenig Zeit: Energy-Drinks, Fertigprodukte und Fast Food. So kann man die Erkrankung nicht bewältigen. Er ist von einem Schub in den nächsten gekommen. Dann hat er aber Schritt für Schritt begonnen, die Ernährung umzustellen und Arbeit und Sport auf ein realistisches Pensum herunterzufahren. Jetzt hat er die Erkrankung so weit im Griff, dass er von fünf Medikamenten auf eines reduzieren konnte. Er hat gemerkt: Man muss selber mithelfen und kann sehr viel beitragen. Mittlerweile sagt er, die Krankheit hilft ihm dabei, ein gesundes Leben zu führen. Immer, wenn es zu viel wird, zeigt ihm die Erkrankung, dass er den Fuß vom Gas nehmen muss.

Was zeichnet ein gutes Verhältnis zwischen Ärzt:innen und Patient:innen aus?

Die Patient:innen müssen wissen, dass sie jederzeit anrufen und vorbeikommen können. CED ist keine Erkrankung, die man wie am Fließband behandeln kann. Das braucht viel Zeit und eine stabile Betreuung, um ein gutes Verhältnis zueinander entwickeln zu können. Wichtig ist mir auch, dass mir meine Patient:innen vertrauen und auch offen zugeben, wenn sie es nicht mehr tun. Es ist dann besser, sie wechseln und bleiben in einer guten Betreuung bei Kolleg:innen. Ob im Spital oder im niedergelassenen Bereich, wir sind in Österreich in dem Bereich sehr gut aufgestellt.

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